vH103 – Lass es Hirne regnen (15.2.1920)

Liebe Zeitreisende,

herzlich Willkommen zur zweiten Folge für das Jahr 2020. Es ist viel passiert. Anbei die wichtigsten Schlagzeilen der aktuellen Folge

  • Prohibition in den USA
  • Sozialer Wohnungsbau in Paris
  • Das größte Schiff der britischen Flotte
  • Schulwesen im Deutschen Reich und Sowjetunion
  • unter Studenten im Deutschen Reich
  • Neue Staaten im Baltikum
  • in Nordschleswig
  • Sport & Werbung im Frühjahr 1920
  • Nachkriegsmark an der internationalen Finanzmärkten

Lasst uns das beste aus der dunklen Jahreszeit machen. Unser Vorschlag wäre Sessel, Tee und ordentlich was auf die Ohren.

Großer Weltschlager „Pfiffikus“ der Armband-Notizblock aus dem Berliner Tageblatt vom 16.01.1920
http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de
Ironischer Beitrag über die Prohibition in den USA in derFrankfurter Zeitung in der Ausgabe zum 14.01.1920 aus der Folge
https://sammlungen.hebis.de/Zeitungen/periodical/pageview/1892950
Erzberger wurde von 26. August 1921 von zwei Mitgliedern der Organisation Consul erschossen
https://de.wikipedia.org/wiki/Erzberger-Helfferich-Prozess
Der Mörder des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD), Anton Graf von Arco auf Valley, wird in München zum Tode verurteilt, später jedoch von der bayerischen Regierung zu lebenslanger Festungshaft begnadigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Graf_von_Arco_auf_Valley
Totholz I: Harry Graf Kessler – Das Tagebuch 1880-1937. Sechster Band: 1916 – 1918 Gebundene Ausgabe – 1. Juli 2006
https://www.amazon.de/Das-Tagebuch-1880-1937-Sechster-Band
Totholz II: Chronik 1920 (Chronik / Bibliothek des 20. Jahrhunderts. Tag für Tag in Wort und Bild)
https://www.amazon.de/Chronik-1920-Bibliothek-Jahrhunderts-Wort
Ruft uns an unter der 030 81455339

avatar
Luis
avatar
Steffen
So könnt Ihr uns unterstützen: VorHundert gibt es auch hier: vorHundert@twitter vorHundert@patreon

3 Gedanken zu „vH103 – Lass es Hirne regnen (15.2.1920)

  1. Peter

    Ich schreibe diese Zeilen am 102. Geburtstag der Republik Estland und muss massiv Einspruch erheben gegen die Behauptung, Estland, Lettland und Litauen wären am 2. Februar 1920 als Folge des Friedens von Tartu entstanden. Aber eigentlich haben wir das doch schon damals geklärt, als ihr die Ereignisse des Jahres 1918 behandelt habt.
    Also nochmals von vorne:
    Litauen hat seine Unabhängigkeit am 16. Februar 1918 erklärt, Estland die seine am 24. Februar 1918 (also eben heute vor 102 Jahren). Die beiden Staaten nutzten jeweils einen Moment des Machtvakuums, das nach dem Frieden von Brest Litowsk zwischen Russland und dem Deutschen Reich entstand. Im Falle Litauens befanden sich bereits deutsche Truppen im Lande (die die Unabhängigkeit unter dem Vorbehalt, dass sich der neue Staat an das Deutsche Reich binden würde, auch begrüssten). In Estland sah die Lage allerdings anders aus: Direkt am nächsten Tag nach der Verlesung des Unabhängigkeits-Manifests besetzten deutsche Truppen das Land. Die deutsche Besetzung endete erst mit dem deutschen Waffenstillstand im ersten Weltkrieg und wurde sofort vom Versuch der erneuten Besetzung durch Truppen Sowjetrusslands abgelöst. Damit begann der estnische Unabhängigkeitskrieg, der sich bis zu einem Waffenstillstand am 3. Januar 1920 und dem anschliessenden Frieden von Tartu am 2.2.1920 hinzog. Dieser Vertrag betrifft NUR Estland und Finnland und ihre Beziehung zu Sowjetrussland und NICHT, wie von Luis behauptet, auch die Sttaten Lettland und Litauen.
    Zu Lettland: Dort konnte die Unabhängigkeit erst nach Beendingung des ersten Weltkriegs ausgerufen werden, am 18. November 1918. Auch Lettland musste sich seine Unabhängigkeit gegen sowjetrussische Truppen (und auch gegen bolschewistische Letten und deutsche Landwehren) in einem Krieg erkämpfen, welcher erst am 1. Febraur 1920 zu einem Waffenstillstand führte und am 11. August 1920 mit dem Frieden von Riga besiegelt wurde.
    Übrigens haben lettische und estnische Verbände in ihren jeweiligen Unabhängigkleitskriegen auch gut zusammengearbeitet. Der 22. Juni wird in Estland als Siegestag gefeiert, weil am 22. Juni 1919 die deutsche Landwehr bei Wenden geschlagen wurde und der Einfluss deutscher Kräfte im Baltikum damit endgültig der Vergangenheit angehört. Dieser Sieg wurde von estnischen und lettischen Verbänden gemeinsam errungen.
    Kurzes Zwischenfazit: Für Estland war der Unabhängigkeitskrieg in erster Linie eine Abwehrschlacht gegen den östlichen Gegner Sowjetrussland und einige Scharmützel gegen von Lettland her kommende deutsche Freischärler. In Lettland tobte zumindest zeitweise ein regelrechter Bürgerkrieg.
    In Litauen sah die Sache noch einmal ganz anders aus, denn dieser neue Staat geriet in die Mühlen des sowjetrussisch-polnischen Krieges. Innerhalb dieses grossen Konfliktes kämpfte Litauen in separaten Auseinandersetzungen in litauisch- polnischen also auch im sowjetrussischen-litauischen Krieg. Während der Krieg mit Sowjetrussland ebenfalls im Jahre 1920 mit einem Frieden beschlossen werden konnte (12.7.1920) , dauerte der Krieg mit Polen noch an. Zwar wurde ebenfalls 1920 ein Friedensvertrag zwischen Polen und Litauen geschlossen, doch von polnischer Seite wurde dieser Vertrag am Folgetatg gebrochen und die Gegend um die heutige litauische Hauptstadt Vilnius polnisch annektiert.
    Das führt zur Berichtigung einer zweiten falschen Behauptung von Luis: Die drei Staaten Estland, Lettland und Litauen existieren nämlich nicht, wie behauptet, in den genau gleichen Grenzen wie 1920. Zugegegeben, im Falle von Lettland stimmt diese Behauptung sogar, doch von Estland wurden während der Okkupation durch die Sowjetunion beginnend im 2. Weltkrieg einige Gebiete abgetrennt, und auch die litauische Grenze hat sich massiv verändert. Denn wie oben erwähnt gehörte in der Zwischenkriegszeit die heutige Hauptstadt Vilnius gar nicht zu Litauen.
    Das war vielleicht etwas viel und verwirrend, ich hoffe aber, ihr könnt die relevanten Infos rausziehen. Übrigens habe ich es sehr bedauert, dass ihr die Entwicklung mit den Unabhängigkeitskriegen nach dem ersten Weltkrieg weitgehend unter den Teppich gekehrt habt. Da hätte es vieles zu berichten gehabt, von dem eure Hörer mit Sicherheit kaum etwas wissen.
    Beste Grüsse aus Estland!

    Antworten
    1. Luis

      Vielen Dank für dein ausführliches Kommentar. Wir freuen uns sehr und haben dein Kommentar in die Episode 104 eingebaut. Beste Grüße aus Berlin nach Estland!

      Antworten
  2. Peter

    Noch eine Korrektur: Nun habe auch ich eine Unwahrheit behauptet, denn wie mir gerade eingefallen ist wurde im Verlaufe des 2. Weltkrieg auch ein Gebiet von etwa 1300 km2 von Lettland abgetrennt und der russischen SSR zugeteilt. Dieses Gebiet bildet bis heute einen Streitpunkt in den lettisch-russischen Beziehungen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert